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Leinsamen – wissenschaftlich belegte Wirkung auf Darm, Stoffwechsel und Immunsystem

Die Flachspflanze gehört zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit, doch erst in den letzten Jahren hat die moderne Wissenschaft ihr volles gesundheitliches Potenzial im Hinblick auf ihre Samen - die Leinsamen - umfassend dokumentiert. Besonders ihre Wirkung auf das Verdauungssystem, den Stoffwechsel und das Immunsystem ist heute gut erforscht. Zahlreiche Studien zeigen, dass die in Leinsamen enthaltenen Ballaststoffe und Polysaccharide die Produktion kurzkettiger Fettsäuren wie Butyrat, Acetat und Propionat im Dickdarm anregen. Diese Fettsäuren sind von zentraler Bedeutung für die Darmgesundheit: Sie wirken entzündungshemmend, stärken die Darmbarriere und dienen den Darmzellen als Energiequelle.

Auch das Mikrobiom profitiert vom Verzehr von Leinsamen. Verschiedene Untersuchungen belegen, dass sie das bakterielle Gleichgewicht im Darm verbessern und das Verhältnis zwischen Firmicutes und Bacteroidetes – das bei Übergewicht oft gestört ist – positiv beeinflussen. Besonders interessant ist der stimulierende Effekt auf Bakterienstämme wie Akkermansia muciniphila, Lactobacillus und Bifidobacterium, die als besonders förderlich für Stoffwechsel und Immunfunktion gelten.

Die Forschung rund um die sogenannte Darm-Hirn-Achse liefert zudem Hinweise darauf, dass Leinsamen durch ihre präbiotische Wirkung auch das psychische Wohlbefinden verbessern. Eine gesunde Darmflora scheint demnach nicht nur gegen Verdauungsprobleme, sondern auch gegen stressbedingte Erkrankungen und depressive Verstimmungen zu schützen.

Ein weiterer zentraler Forschungsbereich ist die kardiovaskuläre Wirkung von Leinsamen. Besonders eindrucksvoll sind die Ergebnisse der FLAX-PAD-Studie, in der PatientenInnen mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit über zwölf Monate hinweg täglich 30 Gramm Leinsamen konsumierten. Das Resultat war eine signifikante Senkung des systolischen Blutdrucks – um bis zu 15 mmHg, was einer medikamentösen Behandlung entspricht. Auch das Cholesterinprofil verbessert sich durch regelmäßigen Leinsamenverzehr. Studien zufolge kann das LDL-Cholesterin um bis zu 18 Prozent reduziert werden, während HDL und Triglyzeride weniger stark beeinflusst werden. Hier spielt die Kombination aus löslichen Ballaststoffen, Lignanen und Phytosterinen eine entscheidende Rolle.

Auch bei Typ-2-Diabetes überzeugt Leinsamen durch eine wissenschaftlich belegte Wirkung. In einer kontrollierten Studie von Javidi et al. aus dem Jahr 2016 wurde bei täglichen 20 Gramm Leinsamen eine deutliche Verbesserung der Insulinresistenz dokumentiert. Weitere Studien – darunter die von Soltanian und Janghorbani (2019) sowie Hutchins et al. (2013) – bestätigen niedrigere Plasma-Glukosewerte bei Prädiabetikern nach Leinsamenkonsum. Die blutzuckerregulierende Wirkung wird auf die Kombination aus Ballaststoffen, entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren und antioxidativen Pflanzenstoffen zurückgeführt.

Insgesamt zeigen aktuelle Forschungsergebnisse, dass Leinsamen ein hochwirksames, pflanzliches Lebensmittel mit präventivem und therapeutischem Potenzial darstellen. Die Bandbreite ihrer positiven Effekte reicht von einer verbesserten Verdauung über eine günstigere Blutzucker- und Cholesterinregulation bis hin zu einer gestärkten Immunabwehr.

Quellen: 

Duarte, S., Shah, M. A., & Sanches Silva, A. (2025). Flaxseed in Diet: A Comprehensive Look at Pros and Cons. Molecules, 30(6), Article 6. Quelle

Hutchins, A. M., Brown, B. D., Cunnane, S. C., Domitrovich, S. G., Adams, E. R., & Bobowiec, C. E. (2013). Daily flaxseed consumption improves glycemic control in obese men and women with pre-diabetes: A randomized study. Nutrition Research (New York, N.Y.), 33(5), 367–375. Quelle

Javidi, A., Mozaffari-Khosravi, H., Nadjarzadeh, A., Dehghani, A., & Eftekhari, M. H. (2016). The effect of flaxseed powder on insulin resistance indices and blood pressure in prediabetic individuals: A randomized controlled clinical trial. Journal of Research in Medical Sciences, 21(1), 70. Quelle

Mueed, A., Shibli, S., Korma, S. A., Madjirebaye, P., Esatbeyoglu, T., & Deng, Z. (2022). Flaxseed Bioactive Compounds: Chemical Composition, Functional Properties, Food Applications and Health Benefits-Related Gut Microbes. Foods, 11(20), Article 20. Quelle

Nowak, W., & Jeziorek, M. (2023). The Role of Flaxseed in Improving Human Health. Healthcare, 11(3), 395. Quelle

Pramanik, J., Kumar, A., & Prajapati, B. (2023). A review on flaxseeds: Nutritional profile, health benefits, value added products, and toxicity. eFood, 4(5), e114. Quelle

Soltanian, N., & Janghorbani, M. (2019). Effect of flaxseed or psyllium vs. placebo on management of constipation, weight, glycemia, and lipids: A randomized trial in constipated patients with type 2 diabetes. Clinical Nutrition ESPEN, 29, 41–48. Quelle