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Elizabeth White und Frederick Coville: Die Pioniere der Heidelbeerzucht

Heidelbeeren, wie wir sie heute kennen, haben eine relativ junge Geschichte, insbesondere im Vergleich zu anderen weit verbreiteten Obstorten wie Äpfeln. Obwohl Heidelbeeren in Nordamerika heimisch sind und von den indigenen Völkern seit Tausenden von Jahren genutzt wurden, begann der gezielte Anbau erst im frühen 20. Jahrhundert. Vor dieser Zeit wurden Heidelbeeren, die in der Wildnis gesammelt wurden, nur in begrenztem Umfang auf Märkten in den USA verkauft, und sie waren längst nicht so weit verbreitet wie heute. 

Im Vergleich dazu haben Äpfel eine viel längere und tiefere Geschichte im Anbau. Ihre Mutterart, Malus sieversii, stammt aus Zentralasien, einer Region, die seit über 100 000 Jahren von Menschen bewohnt wird. Diese lange Geschichte der menschlichen Besiedlung ermöglichte es, dass Äpfel über Tausende von Jahren hinweg kultiviert und verbreitet wurden. Im Gegensatz dazu erreichten die ersten Menschen Nordamerika erst vor 15000 Jahren, was die kürzere Zeitspanne für die Kultivierung von Heidelbeeren erklärt. 

Heidelbeeren gehören zur Gattung Vaccinium, die weltweit über 35 Arten umfasst, die sich an verschiedene Klimazonen angepasst haben.  In Nordamerika zeigt diese Gattung eine ähnliche Vielfalt, mit Arten, die von den wärmeren Klimazonen im Süden Mexikos bis zu den kälteren Regionen Kanadas und Alaskas reichen. Im Mittleren Westen der USA stammen die meisten kultivierten Sorten von der Hochbusch-Heidelbeere (Vaccinium corymbosum) ab, die im östlichen und südlichen Teil der USA sowie im Osten Kanadas heimisch ist. 

Obwohl die erste erfolgreiche Kultivierung von Heidelbeeren erst 1912 stattfand, waren sie für die indigenen Völker Nordamerikas bereits Tausende von Jahren eine wichtige Nahrungsquelle. Heidelbeeren haben den Vorteil, dass sie im Vergleich zu vielen anderen Beeren länger haltbar sind, was sie zu einem wichtigen Bestandteil der Wintervorräte machte. Sie wurden in getrockneter Form für den Winter gelagert, frisch während der Saison gegessen und in eine Vielzahl von Gerichten integriert. Darüber hinaus wurden die verschiedenen Teile der Heidelbeerpflanze, einschließlich der Wurzeln, Stängel, Blätter und Früchte, in der traditionellen Medizin der Ureinwohner verwendet. 

Die moderne Geschichte der Heidelbeere und ihr kommerzieller Anbau begann jedoch mit der Vision und dem Engagement von Elisabeth Coleman White, der Tochter eines Cranberry-Farmers aus New Jersey. Schon in den späten 1890er Jahren erkannte sie das Potenzial der Heidelbeere als Kulturpflanze, auch wenn viele andere Farmer zu dieser Zeit skeptisch waren. Es fehlte schlicht an Wissen über die spezifischen Bedürfnisse der Heidelbeere, um sie erfolgreich anzubauen. 

Anfang des 20. Jahrhunderts begann der USDA-Botaniker Frederick Coville, nordamerikanische Heidelbeerarten zu untersuchen, mit dem Ziel, verbesserte Sorten für den kommerziellen Anbau zu entwickeln. Coville war bereits in der Botanikszene bekannt, nachdem er als Feldbotaniker an der ersten umfassenden multidisziplinären Expedition ins Death Valley in den frühen 1890er Jahren teilgenommen hatte. Später wurde er Chef-Botaniker der USDA und veröffentlichte in seinem Leben über 170 wissenschaftliche Arbeiten und Bücher. 

1911 veröffentlichte Coville ein Buch mit dem Titel „Experiments in Blueberry Culture“, in dem er seine Forschung und die Arbeit anderer Wissenschaftler dokumentierte, die sich mit dem Anbau von Vaccinium-Arten in den USA beschäftigten. Covilles bahnbrechende Entdeckung war, dass Heidelbeeren extrem saure Bodenbedingungen benötigen, was bis dahin nicht bekannt war. Diese Erkenntnis war der Schlüssel zur erfolgreichen Kultivierung der Heidelbeere.

Zur gleichen Zeit las Elizabeth White Covilles Buch und kontaktierte ihn sofort. Sie bot ihm an, auf der Cranberry-Farm ihrer Familie in New Jersey Flächen für Forschungszwecke zur Verfügung zu stellen. Gemeinsam legten White und Coville den Grundstein für die modernen Heidelbeersorten, die heute weltweit angebaut werden. Ihre Zusammenarbeit führte 1912 zur ersten erfolgreichen Feldpflanzung und 1916 zur ersten kommerziellen Ernte von hochbuschigen Heidelbeeren. 

Ein weiterer bedeutender Meilenstein in der Geschichte der Heidelbeeren ereignete sich in den 1990er und frühen 2000er Jahren, als eine Reihe von wissenschaftlichen Studien die gesundheitlichen Vorteile der Heidelbeeren hervorhob und sie als „Superfood“ identifizierte. Diese Entdeckungen führte zu einem regelrechten Boom in der Heidelbeerproduktion in den USA, die von etwa 100 Millionen Pfund pro Jahr in den späten 1990er Jahren auf über 500 Millionen Pfund in den letzten Jahren anstieg. 

Heute sind Heidelbeeren aus unserem Speiseplan kaum mehr wegzudenken. Sie sind reich an Antioxidantien, die eine Vielzahl von gesundheitlichen Vorteilen bieten, darunter eine verbesserte Herzgesundheit sowie Reduzierung von Entzündungen im Darm. Diese gesundheitlichen Vorteile, gepaart mit ihrem köstlichen Geschmack, haben die Heidelbeere zu einer der beliebtesten Beere weltweit gemacht. 

Die Geschichte der Heidelbeere ist ein beeindruckendes Beispiel für die Verbindung zwischen traditionellem Wissen und moderner Wissenschaft. Dank der Pionierarbeit von Menschen wie Elizabeth White und Frederick Coville, die ihr Wissen über die Nutzung und Kultivierung von Heidelbeeren weitergaben, ist die Heidelbeere heute eine alltägliche Frucht in unseren Supermärkten und ein unverzichtbarer Bestandteil einer gesunden Ernährung. 

Quellen: 

Macquarie University. (o. J.). More about Blueberries Vaccinium spp. How a cranberry farmer worked with a botanist to breed commercial blueberries, and what makes them blue! Abgerufen 2. September 2024, Quelle

University of Illinois Urbana-Champaign. (2019). The Garden Scoop The history of blueberries: From Native American staple to domesticated superfood. Quelle

U.S. Highbush Blueberry Council. (2024). History of Blueberries. Quelle

U.S.Department of Agriculture. (2012). The Woman Who Cultivated a Billion-Dollar Industry. Quelle